Eine Hündin, die für die Wissenschaft sterben musste – „Laika“ von Sticky Fingers


Der Song „Laika“ von der australischen Reggae-Fusion-Band Sticky Fingers erzählt die Geschichte vom ersten Hund im Weltall aus der Perspektive des Tieres. Durch die allzu menschliche Perspektive der Hündin Laika auf ihren Tod und ihre unerwiderte Liebe, wird das Lied, das zunächst wie ein entspannter Reggae-Song rüberkommt, plötzlich zu einer traurigen Ballade.

Das erste Lebewesen der Erde, das in den Weltraum gelangte war die Hündin Laika (russisch für Kläffer). Sie wurde 1957 mit dem Raumschiff Sputnik 2 in den Orbit katapultiert. Der Testflug sollte wichtige Erkenntnisse für eine bemannte Raumfahrt bringen. Abseits des wissenschaftlichen Aspekts war  Laikas Flug war ein One-Way-Ticket, denn ihre Rückkehr auf die Erde war nicht geplant. Lange wurde behauptet, Laika sei nach sechs Tagen in der Erdumlaufbahn friedlich eingeschlafen. 2002 wurde bekannt, dass die Hündin schon nach wenigen Stunden an einer Stressreaktion und Überhitzung starb.

Der Song von Sticky Fingers beschreibt Laikas Raumfahrt aus der Perspektive der Hündin. Der langsame Tod und die letzten Gedanken werden dargestellt:

I feel it, running in my veins
Struggling with breathing
Suffocates by brain
There’s no air in gravity’s erase

Im Refrain richtet sich Laika direkt an ihr Herrchen („master“), das sie erst von der Straße aufgesammelt hat und jetzt alleine im Weltraum zurücklässt. Tatsächlich hatte der Veterinärmediziner des sowjetischen Raumfahrtprogramms, Dr. Vladimir Yazdovsky, die Hündin vor der Mission mit nach Hause genommen, damit seine Kinder mit Laika spielen konnten.

Master, why’d you have to leave me?
Didn’t have to deceive me
We were friends
Slingshot, hurts that I’m not dreaming
Slowly overheating, you shook my hand

Sticky Fingers schrieben den Song über die Geschichte von Laika (Foto GNU-Lizenz prov. by reservedheadphones)
Sticky Fingers schrieben den Song über die Geschichte von Laika (Foto by reservedheadphones)

Als schließlich die Verbindung des Raumschiffes abbricht und die Lautsprecher und Lichter ausfallen, „schläft“ Laika wegen des Sauerstoffmangels ein.

A crackle of speaker, then everything goes dark […]
I’m flying to the moon now
I think it’s time to sleep

Begleitet wird der Gesang von Gitarren, die mit einem starken Hall-Effekt ein stetiges Hintergrundrauschen bilden. Ein geloopetes Glockenspiel zu Beginn und Ende des Songs erinnert an die Geräusche einer Rakete, in der die System ausfallen, wie man sie aus Science-Fiction-Filmen kennt. Das Schlagzeug setzt spät ein und steigert sich zu einem Reggae-Rhythmus der durch Hi-Hat-Breaks unterbrochen wird.

Zum Ende des Songs wird die Frage gestellt: War es lohnenswert, für die Wissenschaft ein Leben zu opfern und das bedingungslose Vertrauen eines Hundes auszunutzen? Sticky Fingers decken damit ein generelles Dilemma auf: Ist es der wissenschaftliche Fortschritt wert, Tiere zu opfern?

Was it worth it? worth it breaking trust? […]
We were friends.

Die Raumkapsel von Laika (Nachbildung)
Die Raumkapsel von Laika (Nachbildung, Foto by bricktop)

Ein Bericht der us-amerikanischen Armed Services Information Agency über die Tierversuche im „Space Race“  zeigt, wie viele Experimente es gegeben hat. Nicht nur Hunde mussten als Versuchsobjekte herhalten, sondern die unterschiedlichsten Lebewesen: Mäuse, Katzen, Affen, Kaninchen, Meerschweinchen, Frösche, Goldfische, befruchtete Hühnereier, Pflanzensamen, rote und braune Zwiebeln, aber auch Krankheitserreger wie E. coli-Bakterien wurden allesamt durch Raketen oder Ballons in die Erdatmosphäre geschickt. In den seltensten Fällen überlebten die Tiere. Allein von 1952 bis 1954 starben 12 Hunde bei den Experimenten, wenn der Kapseldruck zu hoch wurde oder die Landung zu hart war. Im Kalten Krieg und im sogenannten „Space Race“, dem Wettlauf zwischen der UdSSR und den USA wer als erstes eine bemannte Rakete ins All schießen konnte, war Laikas Flug wohl tatsächlich ein wichtiger Test auf dem Weg zu Juri Gagarin. Die anderen Raketenstarts mit Tieren an Bord waren im Gegensatz zu Laika nicht bis in die Erdumlaufbahn gelangt. Gagarin sollte 1961, also rund vier Jahre nach Laikas Tod, der erste Mensch im All werden. Zuvor hatte es noch weitere Raumfahrten mit Hunden an Bord gebraucht, bei denen die Tiere jedoch teilweise überlebten.

Briefmarke der rümanischen Post zu Laikas Raumfahrt 1957 (gemeinfrei)
Briefmarke der rumänischen Post zu Laikas Raumfahrt von 1957 (gemeinfrei)

Nach einer Schätzung aus dem Jahr 2005 werden in unserer modernen, digitalen Welt noch immer 53,3 bis 115,3 Millionen Tiere für Experimente genutzt.

Was denkt ihr? Wäre der Mensch besser dran ohne den wissenschaftlichen Fortschritt aus Tierversuchen? Braucht es eine ständige Verbesserung der Technik, um glücklich zu sein oder sich als Zivilisation zu entwickeln?

Gibt es Songs, deren Texte euch begeistern oder zum Nachdenken anregen? Schreibt mir gerne unter diesem Artikel in den Kommentaren.

 

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Veröffentlicht von

Joschka

Joschka Büchs ist Volontär bei der Funke Niedersachsen GmbH (Braunschweiger Zeitung, Wolfsburger Nachrichten). Zuvor war er als freier Journalist tätig und schrieb bereits für mehrere lokal und regional erscheinende Zeitungen und Magazine in Braunschweig und Gießen. Seine Schwerpunkte bildet die Veränderung der Gesellschaft durch Nachhaltigkeitsstrategien und Digitalisierung. Instagram: @joschka.buechs Twitter: @el_buechso

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