Fürst Pückler hatte mehr Frauen als Casanova und legte Wert auf sein Auftreten

Weltreisender Erfolgsautor – pädophiler Sklavenhalter: Fürst Pückler-Muskau


Er hatte wohl mehr Frauen als Casanova, beschäftigte rund 200 Arbeiter für seine Landschaftsgärten und war der extravaganteste Lebemann in ganz Preußen. Seine Reiseberichte aus aller Welt verkauften sich zu Lebzeiten ähnlich oft wie die Werke von Johann Wolfgang von Goethe, der ihn bewunderte. Trotzdem kennt man Hermann von Pückler-Muskau heute nur noch wegen der nach ihm benannten Eiszubereitung. Doch er galt zu Lebzeiten als ein führender liberaler Intellektueller und Dandy  – war jedoch auch pädophiler Sklavenhalter mit rassistischen Ansichten.

In der Kutsche, gezogen von weißen Hirschen, zu Fuß bis nach Rom und Paris, als Heiratsschwindler unter den Hochadeligen in London. Es gibt wohl kaum eine historische Persönlichkeit der Neuzeit, die ein verrückteres Leben hatte als Fürst Pückler-Muskau.

Extrovertiert und Elegant

Fürst Hermann von Pückler-Muskau wurde 1785 auf Schloss Muskau in der Lausitz als Erbe einer der größten Besitzungen Sachsens geboren. Seine Mutter, Gräfin von Callenberg war erst 15 Jahre alt, als sie mit ihm schwanger wurde. Schon früh wurde klar, dass Pückler kein normaler Junge war. Er galt als unbelehrbar und schaffte erst nach etlichen Schulwechseln seinen Abschluss. Als junger Erwachsener ging er gegen den Willen seiner Eltern nach Dresden um sich als Leutnant ausbilden zu lassen. Schnell wurde der Fürst als „der tolle Pückler“ bekannt, weil er ständig neue Liebschaften hatte und nicht selten im Vollrausch durch die Dresdener Innenstadt torkelte. Er liebte es, denkwürdige Auftritte hinzulegen und soll einmal mit einer Kutsche, die von gezähmten weißen Hirschen gezogen wurde, durch die Stadt gefahren zu sein, nur um ein Mädchen zu beeindrucken. Als seine Mutter, mit der er ein fast inzestuöses Verhältnis gehabt haben soll, sich von seinem Vater scheiden ließ, übertrug sie Pückler die Standesherrschaft von Muskau.

Zu Fuß bis nach Rom und Paris

Als neuer Herr des Schlosses begann Pückler das Erbe zu verprassen und durch Europa zu touren. Bald musste er wegen hoher Schulden untertauchen und ging inkognito als „Sekretär Hermann“ oder einfach nur „Herr Pückler“ zu Fuß und fast mittellos von Wien bis nach Rom, Neapel und Paris. Erst als er sich mit seinem Vater versöhnt hatte und durch ihn seine Schulden tilgen konnte, kehrte er nach Preußen zurück.  Nach dem Tod seiner Eltern 1811 zog Pückler auf Schloss Muskau ein und war nun alleiniger Erbe mehrerer Schlösser und Ländereien. Im Krieg gegen Napoleon Bonaparte schlug er sich, obwohl sein Heimatland Sachsen auf französischer Seite stand, auf die Seite der späteren Sieger aus Preußen. Er kämpfte als Verbindungsoffizier zwischen der preußischen und der russischen Armee. Nach dem Sieg gehörte sein Herrschaftsgebiet zu Preußen.

Fürst Pückler in seiner Militaruniform (Stahlstich aus: Deutsches Taschenbuch: Das Jahr 1837) (gemeinfrei)
Fürst Pückler in seiner preußischen Militaruniform (Stahlstich, Deutsches Taschenbuch: Das Jahr 1837) (gemeinfrei)

Fürst Pückler: „Gold Digger“ der Neuzeit

Bereits 1815 bereiste er zum ersten Mal England und begann danach, inspiriert vom englischen Stil, Landschaftsgärten in Muskau und später auch in Branitz zu bauen. Goethe hatte ihn überredet sich einmal künstlerisch an Gärten zu versuchen. Pückler wollte auf seinen Grundstücken von Künstlern ersonnene Landschaftsgemälde in die Realität umsetzen. Er ließ Bäume und Pflanzen aus ganz Preußen entwurzeln und herbringen, Flüsse begradigen und eine Pyramide mitten in einem See errichten. 1817 heiratete er Lucie von Pappenheim, die einen ähnlich verschwenderischen Lebensstil pflegte und sich Rege an seinem größenwahnsinnigen Projekt beteiligte. Schnell war das Paar mit rund einer Millionen Taler verschuldet. Doch sie waren sehr kreativ um an neues Geld zu kommen: Lucie ließ sich zum Schein von Pückler scheiden, damit dieser nach England gehen und eine reiche Adelige heiraten konnte. Durch die Hochzeitsmitgift sollten die Schulden getilgt werden und Pückler würde dann mit Lucie und seiner neuen Scheinehefrau in einer Dreiecksbeziehung leben.

Das Schluss mittem im Park in Muskau: Fürst Pücklers Wohnsitz (Gemälde von August Nothnagel cirka 1865)
Das Schloss mitten im Park in Bad Muskau: Fürst Pücklers Wohnsitz (Gemälde von August Friedrich Wilhelm Nothnagel, circa 1865)

1400 Treffen für eine Hochzeit (?)

Schon vor seiner Reise, hatte die britische Presse von Pücklers Plan erfahren und berichtete von nun an spöttisch über den „fortune hunter“ (Glücksritter) aus Preußen. Man verspottete ihn auch wegen seines vollen Namens Fürst Pückler-Muskau als „Prince Pickle and Mustard“ (Prinz Essiggurke und Senf). In England angekommen war Pückler schnell ein Teil der adeligen High Society. Der gutaussehende Dandy hatte sich trotz seiner Pleite von mehreren Schneidern Gewänder anfertigen lassen und reiste mit für damalige Zeit ungewöhnlich viel Gepäck. Er nahm in acht Monaten an rund 1400 Morgenvisiten teil, circa vier pro Tag. Jeder wollte den „fortune hunter“ mal erleben, sogar König Geoge IV. lud ihn in seinen orientalischen Pavillion zu einer Audienz ein. Während seiner Reise schrieb er Briefe an seine Frau, in denen er sich über die Eigenarten der Engländer lustig machte: „Es ist nicht üblich, bei Tisch Wein zu trinken, ohne sein Glas mit einer andern Person zugleich zu leeren, wozu man das Glas aufhebt, sich starr ansieht, mit dem Kopfe zunickt, und es dann erst gravitätisch austrinkt. […] Es ist übrigens zugleich eine Artigkeit, jemand auf diese Weise zum Trinken aufzurufen, und ein Bote wird oft vom andern Ende der Tafel expedirt, um B. anzukündigen, daß A. ein Glas Wein mit ihm zu trinken wünsche, worauf denn beide sich, zuweilen mühsam genug, ins Auge zu bekommen suchen, und dann, gleich chinesischen Pagoden, die Ceremonie des obligaten Nickers mit großer Förmlichkeit agiren.“

EIn Brief von Fürst Pückler an seine Frau (Farina Archive, gemeinfrei)

Ein „Wild“ mit 200.000 Pfund Sterling

So gut es für Pückler mit der Integration in die englische Adelsgesellschaft lief, so hoffnungslos war gleichzeitig seine Brautschau. Zwar wickelte er die englischen Damen reihenweise um den Finger und schlief nur selten allein in seinem Bett, jedoch brauchte er letztlich eine Frau, deren Eltern ihm eine Mitgift von mindestens 200.000 Pfund versprachen. Andernfalls war Muskau, und damit auch sein größter Landschaftsgarten, verloren. Eine Engländerin war so unsterblich verliebt in ihn, dass sie sich in einen Fluss stürzte und ihren Tod vortäuschte, nachdem er ihr einen Korb gegeben hatte.  Der Heiratsschwindler, der Frauen auch des öfteren als „Weiber“ betitelte, jammerte süffisant in seinen Briefen, er sei noch immer auf der Suche nach „Wild“ (heiratsfähigen Frauen) und würde sich bald auch mit „einem Häschen begnügen“. Einmal hatte er die Chance seine Mission erfolgreich zu beenden: Ein Juwelier bot ihm seine Tochter und besagte 200.000 Pfund an. Doch dann kam heraus, dass Pücklers Scheidung von Lucie in England ungültig war: Dort galt man nur als geschieden, wenn die Trennung nach Ehebruch erfolgte. Pückler betrog seine Frau beinahe wöchentlich, jedoch hatten sie dies nicht als Scheidungsgrund angegeben. Ohne neue Gattin, jedoch mit neuen Eindrücken aus den vielen englischen Landschaftsgärten kehrte er 1829 aus Großbritannien zurück.

Erfolgsautor,Weltreisender, pädophiler Sklavenhalter

In der Zwischenzeit hatte Lucie die zahlreichen Briefe von Pückler gesammelt und redigieren lassen. 1830 und 1831 wurden sie in zwei Bänden, als die „Briefe eines Verstorbenen“, veröffentlicht. Der Reisebericht wurde ein Bestseller, auch weil Goethe eine begeisterte Rezension über das Werk schrieb und Pückler als „Weltmann von Geist und lebhafter Auffassung“ bezeichnete. Muskau war vorerst gerettet und Pückler beschloss eine Weltreise zu machen, auch um weitere Reiseberichte verfassen zu können. Er reiste von Griechenland in die Türkei, nach Syrien, Jerusalem, Ägypten und Nordafrika. Dabei wurde er häufiger von Königen und Herrschern, wie dem ägyptischen Gouverneur Mehmet Ali Pascha, empfangen.

Jedoch ist dieser Teil seines Lebens – Fürst Pückler war bereits über fünfzig Jahre alt – gleichzeitig ein Lebensabschnitt, der die dunkele Seite des Fürstens hervorbrachte. Denn wenngleich der Fürst bei zahlreichen erwachsenen Frauen gelandet sein soll, so war er auch, der Pädophilie verfallen, wie aus seinen Reiseberichten ganz eindeutig hervorgeht.

Auf dem Sklavenmarkt in Ägypten kaufte er sich ein zehn Jähriges Mädchen namens Machbuba, ein Kind von Kriegsflüchtlingen aus Äthiopien. Er beschrieb sie als „schon körperlich vollkommen und üppig ausgebildet“. Machbuba, sowie je zwei weitere Mädchen und Jungen bildeten seinen „kleinen Harem“, wie er es selbst beschrieb „Liebe aber dieser Art dauert überhaupt nicht lange“, schrieb er an seine Frau über den Sex mit den Minderjährigen. Auch an Rassismus mangelt es in Pücklers Reiseberichten aus Afrika nicht über Hautfarben schreibt er: „Dazu gestehe ich, daß mir die rötlich schwarzbraunen Nuancen von allen Menschenfarben als die schönsten erscheinen, weiß dagegen mir jetzt immer wie krankhaft vorkommt, das Negerschwarz aber wie verbrannt.“ Gleichzeitig schreibt er von „Sklavenjagten auf wilde Neger“, diese Bezeichnet er jedoch als „eine Grausamkeit, die nicht zu entschuldigen, leider aber bei allen Völkern im Innern Afrikas so allgemein ist und allen Gouverneuren dieser Provinzen“

Später diente Machbuba  als Fremdenführerin und pflegte ihn, als er bei einer Bootsfahrt vom Sudan Richtung Nildelta schwer krank wurde. Er nahm sie gegen den Willen seiner Frau mit nach Preußen, brachte ihr Italienisch bei und schrieb ihr Brief mit Liebesbekundungen. Nachdem Machbuba an Tuberkulose erkrankte und jung verstarb, widmete er ihr ein großzügiges Grab.  Pücklers Bücher verkauften sich weiterhin – trotz der offenen Zurschaustellung seiner Pädophilie-  gut. Er schrieb nun auch über die Kunst der Landschaftsgärtnerei. In „Tutti Frutti“ thematisierte Pückler, der sehr liberal eingestellt war, die spießige preußische Gesellschaft und wurde deshalb von einem beleidigten konservativen Adeligen zu einem Duell herausgefordert. Pückler gewann den Showdown und traf seinem Kontrahenten in den Hals (der das überlebte). Der tollkühne Fürst duellierte sich insgesamt acht Mal und ging jedes Mal als Sieger hervor. Wegen eines Duells verpasste er gar die Abfahrt eines Schiffes nach Amerika, das er deswegen nie bereiste.

Machbuba kaufte Pückler auf dem Sklavenmarkt in Kairo (um 1840, Foto: Muesse, Wikimedia)
Die zehnjährige Machbuba kaufte Pückler auf dem Sklavenmarkt in Kairo (um 1840, Foto: Muesse, Wikimedia)

Im Militär bis zum Schluss

Trotz seines Erfolgs als Schriftsteller, waren die laufenden Kosten für Pücklers Park in Muskau zu hoch, weshalb er ihn 1845 verkaufen musste und sich auf sein Schloss in Branitz zurückzog. Fast nebenbei hatte er es in der preußischen Armee bis zum Generalleutnant gebracht. 1886 in Königgrätz, beim entscheidenden Sieg der Preußen gegen Österreich verschlief der inzwischen gealterte Fürst die Schlacht in seinem Lager.

1871 verstarb Hermann von Pückler-Muskau im Alter von 86 Jahren. Er ließ sich in seiner Seepyramide im Branitzer Schlosspark bestatten.

Betrachtet man das Leben des Fürsten liest es sich wie die Eskapaden eines vergnügungssüchtigen, protzigen Adeligen. Jedoch darf nicht verkannt werden, dass Fürst Pückler ein genialer Schriftsteller war. Er war der erste deutsche Autor, der seine Werke mit Kohlepapier-Durchschlägen kopierte. Seine Literatur zur Landschaftgärtnerei gelten noch heute als Standardlektüre für die Gärtnerzunft. Noch immer kann man seine Parks in Branitz bei Cottbus und Muskau an der deutsch-polnischen Grenze besuchen. Seine Reiseberichte sind nicht nur aus historischer Perspektive lesenswert, denn sein Umgang mit der deutschen Sprache und seine lebhaften Anekdoten suchten schon zu seiner Zeit ihresgleichen.

See-Pyramide im Park in Branitz: Hier ließ sich Fürst Pückler begraben
See-Pyramide im Park in Branitz: Hier ließ sich Fürst Pückler begraben (Foto: Wikimedia, Dguen)

Fürst Pückler: Der Vergessene

Warum geriet der Fürst trotzdem in Vergessenheit? Einige Forscher vertreten die These, dass es vor allem die pro-semitischen Aussagen in Pücklers Briefen waren, die seinem Nachlass zum Verhängnis wurden. Er pflegte enge Kontakte zu der jüdischen Bankiers-Familie Rothschild, die ihn zum Dinner einlud und ihm immer wieder günstige Kredite gewährte. Schon im Kaiserreich war der Anti-Semitismus weit verbreitet und Pückler als liberaler Geist ohnehin nicht beliebt. In der Zeit des Nationalsozialismus steigerte sich die Ablehnung noch einmal und seine Werke gerieten lange in Vergessenheit. Erst 1986 erschien eine neue Ausgabe der „Briefe eines Verstorbenen“ (hier online verfügbar). Es war der erste Nachdruck seit den Originalen von 1830/31.

Heute wächst zwar das Interesse am Fürsten als kontroverse Figur, jedoch gibt es noch immer keine Gesamtausgabe seiner Werke. Heute gilt Fürst Pückler zwar einerseits  als weltoffener Freigeist mit einen beeindruckenden Schreibstil und als Vorreiter der deutschen Landschaftsgärtnerei, andererseits war er ein pädophiler Sklavenhalter, der in seinen Reiseberichten eine rassistische Abstufung zwischen „Rassen“ vertrat und war Respektlos auch gegenüber erwachsenen Frauen, wenn diese sich nicht seinem Willen beugten.

 

Hinweis: Ich danke Leser:in „MiRo“ für den Hinweis auf Fürst Pücklers pädophile und rassistische Neigungen, aus deren Anlass ich den Artikel aktualisiert habe. Aus Heinz Ohffs Buch, das ich zur Recherche über den Fürsten herangezogen habe, gingen diese nicht eindeutig hervor. Ich las zudem an Originaldokumenten nur die persönlichen Aufzeichnungen Pücklers über seine England-Reise, nicht aber seine Aufzeichnungen zu Ägypten, Sudan, Syrien und der Türkei in denen er seine pädophilen Neigungen beschreibt. Diese sind ebenso in der Fürst Pückler Biografie von Ludmilla Assing (2004) beschrieben. Wie am Beispiel der Mutter des Fürsten zu erkennen, die 15 Jahre alt war, als sie Pückler zur Welt brachte, scheint Pädophilie auch im deutschen Kulturraum im 19. Jahrhundert nicht selten gewesen zu sein.

Zur neuen Serie:

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Veröffentlicht von

Joschka

Joschka Büchs ist Volontär bei der Funke Niedersachsen GmbH (Braunschweiger Zeitung, Wolfsburger Nachrichten). Zuvor war er als freier Journalist tätig und schrieb bereits für mehrere lokal und regional erscheinende Zeitungen und Magazine in Braunschweig und Gießen. Seine Schwerpunkte bildet die Veränderung der Gesellschaft durch Nachhaltigkeitsstrategien und Digitalisierung. Instagram: @joschka.buechs Twitter: @el_buechso

3 Gedanken zu „Weltreisender Erfolgsautor – pädophiler Sklavenhalter: Fürst Pückler-Muskau“

  1. Es gibt, gerade bei weißen Männer, in der Rückschau auf das Leben Hermann von Pücklers , einen ‚blinden Fleck‘, der auch hier sehr deutlich wird. „In Ägypten kaufte er sich eine junge Frau als Sklavin und nannte sie Machbuba.“ heißt es ganz lapidar, als sei das etwas ganz selbstverständliches. Dabei ist es inhaltlich so auch nicht richtig: Es war keine „junge Frau“, die er dort kaufte, sondern (nach seinen eigenen Aufzeichnungen) ein zehnjähriges Mädchen. (Darüberhinaus versorgte sich der Fürst auf dem Sklav*innen’markt‘ mit zwei weiteren Mädchen und zwei Jungen; die Kinder, die mit ihm reisten, nannte er seinen „kleinen Harem“…). Die Tatsache, dass es sich bei Machbuba (übrigens ihr wirklicher Name) um ein vorpubertäres Kind handelte, wird ausgeblendet und verschwindet hinter einer imaginierten ‚Liebes’geschichte. Kaum jemand traut sich, diese honorige Gestalt des 19. Jahrhunderts als das zu bezeichnen, was er war: pädophil. Das ist das eine.
    Selbst wenn man ausblendet, dass Pückler zumindest das eine Kind (Machbuba) gefickt hat (und ich schreibe das bewusst so krass, um es auf den Kern der Sache zu bringen), dann bleibt der Fakt, dass er versklavte Schwarze Kinder gekauft hat und damit objektiv ein Sklavenhalter war. Dies nicht als einen zutiefst rassistischen Akt zu begreifen, ist mir schleierhaft (dies mit Blick auf den Artikel über Hegel, in dem Pückler als positives Beispiel präsentiert wird), ebenso wie sich das mit einer
    ‚liberalen‘ Haltung in Übereinstimmung lässt. Oder umgekehrt: weiße Liberale können durchaus Rassist*innen sein. Pückler war zweifellos auf der Höhe der wissenschaftlichen Diskurse über die Konstruktion menschlicher ‚Rassen‘; so betont er, dass „orientalische Sklavinnen“ wie Machbuba nicht von N…. abstamme und schreibt weiter: „…, weil Negersklavinnen etwas durchaus anderes, viel tieferstehendes ist.“ (Es müsste ‚sind‘ heißen, aber ich übernehme Pücklers Fehler unkorrigiert).
    Ich plädiere dafür, das idealisierende Bild des Fürsten zu überdenken und es zu korrigieren.
    MiRo

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    1. Hallo MiRo, vielen Dank für diese überaus wichigen Hinweise. Ich habe den Artikel dementsprechend aktualisiert und folgenden Hinweis eingefügt: Ich danke Leser:in „MiRo“ für den Hinweis auf Fürst Pücklers pädophile und rassistische Neigungen, aus deren Anlass ich den Artikel aktualisiert habe. Aus Heinz Ohffs Buch, das ich zur Recherche über den Fürsten herangezogen habe, gingen diese nicht eindeutig hervor. Ich las zudem an Originaldokumenten nur die persönlichen Aufzeichnungen Pücklers über seine England-Reise, nicht aber seine Aufzeichnungen zu Ägypten, Sudan, Syrien und der Türkei in denen er seine pädophilen und rassistischen Ansichten beschreibt. Diese sind ebenso in der Fürst Pückler Biografie von Ludmilla Assing (2004) beschrieben. Wie am Beispiel der Mutter des Fürsten zu erkennen, die 15 Jahre alt war, als sie Pückler zur Welt brachte, scheint Pädophilie auch im deutschen Kulturraum im 19. Jahrhundert nicht selten gewesen zu sein.

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