Ein Gefallen für alle „Asylkritiker“? Bereits 2011 ging es bei Rammsteins „Mein Land“ um Flüchtlinge. Der Text kurz analysiert in der neuen Rubrik „Song-Quickie“ (SQ).
„Mein Land“: Was sich zunächst wie eine Hymne auf unsere Nation der peniblen Pünktlichkommer anmutet, entpuppt sich schnell als ein typischer Rammstein-Song mit doppeltem Boden. Wie keine andere deutsche Band schafft es Rammstein immer wieder in der Gestalt von Texter und Sänger Till Lindemann gesellschaftliche Kontroversen in Lyrik zu fassen, bevor überhaupt klar ist, dass diese Kontroversen existieren.
In „Mein Land“ geht es um einen Vertriebenen (Geflüchteten…Flüchtling, wie ihr wollt) , der, egal wo er hinkommt von einem Fahnenträger (d.h. Nationalisten) erinnert wird, dass er dort nicht bleiben kann:
„Da kommt er angerannt mit der Fahne in der Hand. Mein Land! Du bist hier in meinem Land! Meine Welle und mein Strand!“
Die Abweisung des Vertriebenen wird durch Trompetenklänge begleitet, die an die Fanfaren eines mittelalterlichen Königs erinnern.

Lindemann spielt dabei mit der Wiederholung der Strophe,um zu verdeutlichen, dass sich der Vertriebene auf einer nie enden Odyssee befindet. Die Strophe beginnt immer gleich, nur die Himmelsrichtung in die der Vertriebene wandert, ändert sich.
„Wohin gehst du? Wohin? Ich geh mit mir von Nord nach Süd […]“
Das lyrische Ich fängt bald an zu Zweifeln jemals eine Heimat zu finden, da scheinbar selbst Gott ihm keinen Platz bieten kann.
„Eine Stimme aus dem Licht
Fällt dem Himmel vom Gesicht
Reisst den Horizont entzwei
Wohin gehst du?
Hier ist nichts mehr frei.“
Die Stimmung des Songs kippt zum Ende, genau wie das Video-Setting: Nachts werden die Beach-Boys-Rammstein zu feuerspeienden Bestien (wie auf ihren Konzerten) und der Text endet in Verzweiflung.
„Vertrieben, vertreiben, vergessen, nirgends kann ich bleiben.“
Das besondere an dem Song ist, wie ich finde, seine textliche Einfachheit, die trotzdem eine vielschichtige Botschaft übermittelt: Jede Grenze die wir schaffen grenzt auch Menschen aus.
Außerdem ist der Song aktueller denn je #refugeeswelcome
Ich erweise mir keine Deutungshoheit über den Songtext. Ihr dürft gerne in den Kommentaren mit diskutieren und eure Ideen mit mir teilen.
Der Song erschien 2011 auf dem Best Of-Remix-Album „Made in Germany 1998-2011“.
Songtexte erläutern findest du unnötig und dumm?
Dieser Rubrik des Blogs dient in erster Linie dazu die lyrische Qualität (populärer) Musik hervorzuheben und dadurch ein Bewusstsein für gute Songtexte herzustellen.
So empfinde ich den Song auch. Es ist ein klares Statement gegen Ausgrenzung und Rassismus. Heute aktueller als ztu der Zeit als er aufgenommen wurde. Es ist als hätten Rammstein den blaubraunen Terror der AfD und Pegida vorhergesehen.
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Hallo
Ja, das kann man so schon deuten, finde ich. In dem Making of wird aber auch erzählt. dass Lindemann selbst ähnliche Erfahrungen gemacht hat.
Generell muss man nicht mit Fremdwörtern um sich schmeißen, um viel aussagen zu können. Nimmt man das Beispiel des Liedes „Deutschland“. Da ist nicht wirklich viel Text vorhanden, umso mehr jedoch Inhalt.
Ich mag das an Rammstein sehr, dass sie gesellschaftliche Themen „behandeln“, dabei „provozieren“, aber manchmal kann man nur so die Leute zum Nachdenken anregen.
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